Heute also Projektvorstellung....und die beginnt bei mir mit einem Kardinalfehler: Ich habe meinen Mantelstoff gewaschen! 30 Grad, Pflegeleicht, Baumwolle und Acetat - da kann nicht viel schief gehen, aber ich beuge einer eventuellen Schrumpfung in der Reinigung vor - das war der Plan. Nun ist der Stoff (zum Glück!) immer noch in Ordnung, aber leider doch sehr eingegangen. Vielleicht ist doch ein nicht geringer Wollanteil enthalten und nicht Baumwolle, wie ich mich zu erinnern meinte...würde auch besser zur Haptik passen. Ach, man sollte doch immer besser auf seine Materialkenntnisse vertrauen und sich nicht auf sein Siebhirn verlassen. Nun gut, es ist ja noch Stoff da, nur eben weniger. Der Kurzmantel wird also KURZ ;)
Und damit zu meinem Hauptprojekt: Ein pradaesker Frühlingsmantel! Ich habe mir inzwischen einiges aus den letzten 6-7 Jahren von Prada und Miu Miu angeschaut und mir Details rausgepickt, die ich zum einen grundsätzlich gut finde und die andrerseits auch kompatibel mit meinem Stoff sind. Der Mantel wird also eine von Prada inspirierte Kreation und keine Umsetzung einer einzelnen Vorlage. Um genau zu sein, sind es drei Vorlagen.
Die gerade Linie mit dem legeren Riegel von Miu Miu (Kollektion weiß ich nicht) gefällt mir für einen Alltagsmatel super, außerdem passt die Länge:
Keine Frage, der Reptilmantel aus der Herbstkollektion 2015 von Miu Miu ist der Knaller! Es gibt ihn auch als Leoversion. Den Schnitt mit den großen Falten vorne und hinten finde ich auch gigantisch, passt nur leider gar nicht zu meinem Stoff (zu steif und zu wenig vorhanden), und der abgesetzte Kragen ist ein absolutes Highlight. In der Herbstkollektion 2010 von Prada habe ich noch dieses Schmuckstück gefunden. Auch hier finde ich den Schnitt schön, aber vor allem der doppelte Kragen ist super. Der untere Kragen ist angeknöpft, zumindest legen das andere Fotos aus derselben Kollektion nahe.
Und nun zu meinen Zutaten:
Der Stoff ist, wie gesagt, wohl ein Woll-Acetat-Gemisch, mit einem schönen Stand und gutem, ein bisschen dickerem Griff, der einen Webstoff vorgaukelt. Ich werde die grüne Seite verwenden, die auch die eigentlich rechte ist. Damit ergibt sich auch die Schwierigkeit, dass der Schnitt möglichst wenig Teile haben muss, um nicht zu viele Brüche/Winkel zu haben. Zusätzlich habe ich einen großen Unterkragen zum Anknöpfen geplant. Einer meiner ständigen Begleiter zwischen 20 und 30 war ein vielgeliebter roter Lackmantel mit Schlangendruck. Das gute Stück hat schon lange ausgedient, an vielen Stellen hat sich die Lackbeschichtung vom Trägerstoff gelöst. Ich habe ihn in der Hoffnung aufgehoben, dass es immer noch genügend gute Partien gibt, um ihn weiterzuverwenden. Für mein Mantelprojekt ist aber wohl leider doch zu wenig große Fläche da. Aber, genauso einen Stoff suche ich jetzt für den unteren Kragen.
Als Schnittmuster habe ich mich für Modell 2 aus der Meine Nähmode 06/2014 als Basis entschieden. Die Länge muss sehr gekürzt werden, die Ärmel habe ich 4 cm verlängert. Ich habe das Vorderteil über die vordere Mitte hinaus verbreitert, damit ich Knöpfe annähen kann und um einen angeschnitten Beleg ergänzt. Als Kragen werde ich wohl den von Burda 6772 verwenden, allerdings ein wenig in der Länge gekürzt.
Ich habe gestern ein Probeteil genäht, um zu sehen, ob mir der Schnitt auch gerade genug ist. Grundsätzlich passt soweit alles. Die Ärmel erschienen mir auf dem Foto sehr weit. Am Probeteil finde ich die Weite hingegen in Ordnung. Allerdings liegen die Ärmel an der Schulter sehr nah an, die Bewegungsfreiheit der Arme nach vorne und oben ist beim offenen Mantel zwar gegeben, aber der gesamte Mantel bzw. vor allem die Schulter wandert mit. Kann ich das Problem durch einen geteilten Ärmel in den Griff bekommen?Oder bin ich zu pingelig? Das ist ja durchaus eine Sache, die man auch bei vielen schmaleren Kaufjacken und -mänteln hat. Ich hoffe ja sehr, dass sich unter Euch Nähprofis da ein guter Rat finden lässt.
Bis auf einen neuen roten Schlangenlackstoff, die Knöpfe und Ärmelfische habe ich eigentlich alle Materialien für den Mantel zusammen. Die Knöpfe werde ich wohl nur als Fake aufnähen und mit Druckknöpfen arbeiten. Ich habe ein bisschen Sorge, dass die grüne Wolle sonst langfristig an den Knopflöchern lustig in der Gegend rumfranst.
WENN ich neben dem Mantelprojekt noch Zeit finde, fallen mir mehrere Nebenprojekte ein, die ich gerne angehen würde. Am wahrscheinlichsten wird es jedoch ein schwarzer Bleistiftrock und ein Schößchen mit Schleife. Die Idee finde ich großartig! Ich erweitere meine Garderobe um ein wirklich benötigtes Basisteil und kann mit dem zusätzlichen Schößchen nicht nur diesen Rock sondern auch schmale Kleider bereichern. In meinem Fundus habe ich noch zwei neue Obi gefunden, das Material hält natürlich hervorragend die Form. Von den alten Obi eignet sich bestimmt auch was als Material. Vielleicht sollte man die Schleife anknöpfen und nicht annähen, dann könnte man verschiedene Schleifen verwenden.
Aus dem Fundus der alten Obi könnte ich mir auch vorstellen, mal zu versuchen, einen ganzen Rock nach diesem Vorbild zusammenzubasteln. So ähnliche Ideen habe ich schon lange, allerdings habe ich immer schmaler gedacht. Ich habe auch noch einen alten Hochzeitskimono, den ich bereits für eine Clutch für meine Schwester zerschnitten habe. Vielleicht könnte man Teile davon auch noch einbauen.
Eine coole Vichykarobluse mit Rüschen hätte ich gerne. Den Wollrock mit Reptilschößchen verschiebe ich jahreszeitlich wohl besser auf den nächsten Herbst. Und für ein Kleid reicht mir die Zeit neben dem Mantel nie und nimmer. Aber auch nach dem Sew Along wird mich Prada wohl noch ein bisschen begleiten!
Ich bin furchtbar gespannt auf die anderen Projekte und werde
hier jetzt erstmal stöbern gehen!